Die sieben Söhne der alten Dame

Art. Nummer Autor Datum Aktualisierung
263 Dîar Khalaf 15.09.2013

Geschichte und Überlieferungen

Êzîdîsche Überlieferungen zufolge lebten die sieben Söhne, deren Vater verstorben war, mit ihrer Mutter im 13. Jahrhundert zur Zeit von Sheikh Hasan b. Adi und stammten aus dem Gebiet des Heraqi-Stammes[1]. Der Stamm der Heraqis existiert heute noch und lebt im Nordirak, dessen Sheikhs die Sheikhe Shems und deren Pîrs die die Pira Fat Pîre sind[2]. Ob sie selbst dem Heraqi-Stamm angehörten ist nicht klar.

Für die Êzîden nehmen diese sieben Brüder und ihre Mutter einen besonderen Heldenstatus ein: als Sheikh Hasan, einer der bedeutendsten êzîdîschen Heiligen, von Badr al-Din Lu’lu‘, der Atabeg von Mosul, verfolgt wurde, fand er Zuflucht in dem Haus der alten Dame und ihrer sieben Söhne. Als Lu’lu’s Soldaten Sheikh Hasan abführen wollten, forderte die alte Dame ihre Söhne auf, Sheikh Hasan vor den Soldaten zu beschützen. Die Söhne zogen die Schwerter und kämpften gegen die Soldaten. In dem Gefecht sind die sieben Söhne gefallen[3]. Ihr Todesjahr müsste demnach das Jahr 1246 sein[4].

Die sieben Söhne in den êzîdîsch Texten

Für ihren Mut und ihre Tapferkeit werden die sieben Söhne der alten Dame in dem „Dua Mezin (dt. Das große Gebet)“, welches sehr bedeutende Heilige der Êzîden gewidmet ist, erwähnt. In dem Gebet heißt es:

Tû bideye xatira her heft kurêt pîrê – [Oh Herr] gib den sieben Söhne der alten Dame Wohlhaben.

Gedenkort im Heiligtum Lalish

Im Heiligtum Lalish ist den sieben Brüdern ein Ort mit sieben „Çîra (Docht-Lichter)“ gewidmet[5], die traditionell jeden Mittwoch und Freitag entzündet werden.

siebenSöhne

(Der Ehrenplatz der sieben Söhne der alten Dame im Heiligtum Lalish; Quelle: Pîr Dîma 2008)

Quellen

Edmonds, C.J.: „A pilgrimage to Lalish“, Royal Asiatic Society, 1967.

Kreyenbroek, Philip G. und Rashow, Khalil Jindy, „ God and Sheikh Adi Are Perfect: Sacred Poems and Religious Narratives from the Yezidi Tradition”, 2005, Wiesbaden.

Pîr Dîma; L. Îavasko; S. Grîgoriyêv: „Lalişa Nûranî – Peristgeha Êzidiyan“, 2008.

Sleiman, Pier Khider: “Izidians and the kurdish heritage” in der Zeitschrift „Lalish“, 26. Ausgabe, 2007, Duhok.


[1] Kreyenbroek und Rashow 2005, S. 124.

[2] Edmonds 1967, S. 81.

[3] Kreyenbroek und Rashow 2005, S. 116f;  Dîma, Îavasko und Grîgoriyêv 2008, S. 83.

[4] Sleiman 2007, S. 15; da im Jahre 1246 auch Sheikh Hasan von Lu’lu‘ ermordet wurde.

[5] Dîma, Îavasko und Grîgoriyêv 2008, S. 83.