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44  Hayrî Demir 15.09.2011 25.11.2017

Name und Ursprung

Unter dem Begriff Çelkan werden bestimmte êzîdîsche Stämme aus den kurdischen Gebieten der Ost-Türkei (v.a. Tur Abdin Region), Nordsyrien (Tirbespî und Umgebung) sowie aus der Shingal-Region im Nordirak zusammengefasst. Die Bezeichnung ist weder ein Stammesname noch ein Konföderationsbezeichnung. Seinen Ursprung hat der Name dieser Êzîden im Fest „Batizmî“. Sie werden so genannt, weil sie die Heiligkeit des êzîdîschen Würdenträgers Pîr Alî erst anerkannten, als dieser eine tote Kuh (kurd. „Çêlek“) wieder zum Leben erweckte. Nur die Çelkan-Êzîden feiern daher das Batzimî Fest.  Sie werden auch Çêlkî(s) genannt.  

Die Çelkan setzten sich aus zahlreichen Stämmen zusammen,  u.a. aus den Bacinî, Dênwanî, Kefnasî, Koçanî, Nemirdanî, Taqî, Xerabî, Efşî, Mihokî, Behnimî, Bahcolî, Dasikan, Kîwexî, Hewerî, Seydokî usw. die in den oben genannten Regionen leben. 

Siedlungsgebiete 

Die große Mehrheit der Çelkan-Êzîden lebte bis Ende der 90er Jahre im kurdischen Osten der Türkei sowie im Norden Syriens (Qamishlo). Zahlreiche Çelkan-Êzîden leben bis heute in der nordirakischen Shingal-Region. Heute leben die Çelkan-Êzîden vor allem in Europa und Shingal. 

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts flohen viele der in der Ost-Türkei beheimateten Çelkan-Êzîden aufgrund von Verfolgungen des kurdischen Fürsten Bedirxan Beg sowie osmanischer Truppen in die Shingal-Region, wo sie sich der êzîdîschen Xwerka-Konföderation anschlossen. In den Jahren 1840-1844 griff Bedirxan Beg die Êzîden in der Region Tur Abdin immer wieder an und versuchte sie zur Annahme des Islams zu zwingen. Diejenigen, die sich weigerten, wurden verhaftet und getötet. Unter diesem Druck konvertierten sieben Dörfer zum Islam. 

Verbreitungsgebiete der êzîdîschen Stämme in der Shingal-Region (Lescot, 1938)

Im Jahr 1844 griff der Herrscher von Botan, Bedirxan Beg, die Êzîden in Tur Abidin an. Er wendete Gewalt an, um sie zum Islam zu konvertieren. Diejenigen, die ablehnten, zum Islam zu konvertieren wurden gefangengenommen und getötet. Insgesamt sieben Dörfer traten über und konvertierten zum Islam: „Unter dem Geschrei traten die Henker plötzlich hervor und rammten die Holzpflöcke so hart in ihre êzîdîschen Opfer, so dass sie aus deren Rücken wieder hervortraten. Die Leichen langen noch für mehrere Tage auf dem Boden, in denen die Pflöcke noch immer steckten“ ( Düchting). 

Eine unbestimmte Zahl êzîdîscher Frauen der Çelkan wurde gefangen genommen und in den Harem Bedirxan Begs verschleppt. Mündliche Überlieferungen der Êzîden aus Tur Abdin sprechen von ca. 40 Frauen, die die Truppen Bedirxan Begs entführt haben sollen. 

Zugehörigkeit

Neben dem Batizmî-Fest haben die Çelkan-Êzîden gemeinsam, dass sie von derselben Pîr-Kaste der Pîrê Pîr Al betreut werden. In der Vergangenheit schlossen sich die Çelkan verschiedenen Konföderationen an. Eine der bedeutendsten war die der religionsübergreifenden Havêrkan-Konföderation sowie die êzîdîsche Xwerka-Konföderation in Shingal. 

Quelle

Roger Lescot, „Enquete sur les Yezidis de Syrie et du Djebel Sindjar“, 1938
Guest, John S.: Survival among the Kurds. A History of the Yezidis, Großbritannien, USA, Canada 1993
Hayrî Demir, „Êzîdische Feiertage“, http://www.ciwanen-ezidi.de/pdf/Ezidische_Feiertage.pdf
Ethem Xemgîn: A history of Kurdistan, 1982, übersetzt von Azad Aslan