Art. Nr. | Autor | Datum |
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124 | Hayrî Demir | 06.03.2016 |
Kefnasî ist der Name êzîdîscher Bewohner des Dorfes Kefnas im kurdischen Südosten der Türkei. Das Dorf liegt in der Provinz Mardin, unweit der Stadt Midyat und trägt die türkische Bezeichnung Çayırlı bzw. Cayirliköyü.
Die Kefnasî gehören der Gruppe der Mirîden an und sind sog. Çêlka-Êzîden. Die Kefnasî sollen ursprünglich, wie auch die Denwanî, dem êzîdîschen Stamm der Elîreşan angehört haben und sich später im zunächst christlichen Dorf Kefnas angesiedelt haben.
Das Dorf liegt wenige Kilometer nördlich des ebenfalls êzîdîschen Dorfes Dênwan. Aufgrund der geographischen Lage des Dorfes am Tur Abdin-Gebirge werden die Kefnasî auch Torîs genannt.
Bis zur Fluchtwelle Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre lebten rund 120 Familien in Kefnas1. Mehrfach setzten türkische Soldaten im Verlauf des Krieges mit der kurdischen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) das Dorf Kefnas und Umgebung in Brand. Der frühere nordrhein-westfälischen Innenminister Dr. Herbert Schnoor besuchte das Dorf am 4. Mai 1989 und berichtet unter anderem von Morden an 40 Lehrern. In der Dorfschule wurden schließlich türkische Soldaten untergebracht.
Dr. Schnoor berichtete, dass das Dorf zwar über Strom nicht aber über eine Wasserleitung verfügte. „Insgesamt schien das Dorf kurz vor dem Zerfall zu stehen“, schrieb Dr. Schnoor weiter. Am 4. Mai 1989 lebten noch 73 Menschen im Dorf. Drangsaliert wurden die Dorfbewohner auch von mächtigen Großgrundbesitzern der Region, sog. Akhas, die teilweise über ihre eigenen Milizen verfügten.
Die Kefnasî leben heute alle in Deutschland. Vereinzelte Rückkehrversuche älterer Kefnasî scheiterten zunächst an Übergriffen und Gewaltandrohungen seitens muslimischer Dorfbewohner der Region. Einige wenige Kefnasî aus Deutschland kehren aber in den Sommermonaten in das Dorf zurück und verbringen den Sommer dort.
1OVG Nordrhein-Westfalen · Urteil vom 22. Januar 2001 · Az. 8 A 792/96.A