Cimaya Şîxadî – Die Versammlung zu Ehren Şîxadîs

Art. Nummer Autor Datum
45  Hayrî Demir 15.09.2011

Name

Kurd./pers. „Cimaya“ bedeutet „Versammlung“. „Şîxadî“ od. auch „Şêxadî“ ist der Name des höchsten Heiligen im Êzîdentum, die Inkarnation des Tawisî Meleks.

Der Begriff „Cimaya Şîxadî“ bedeutet demnach sinngemäß „Die Versammlung zu Ehren Şîxadîs“.

Cejna cimaya Şîxadî

Das „Cejna cimaya Şêxadî“ ist das Fest, dass zu Ehren von Şêxadî geifert wird. Es findet vom 6. bis zum 13. Oktober statt. In diesen Tagen, so heißt es, habe Şîxadî die Welt, d.h. das Diesseits, verlassen. Als die Gemeinde davon erfuhr, besuchten sie Şîxadî in Laliş, um Ihm die letzte Ehre zu erweisen. Ihm zu Ehren wurde darauf sieben Tage getrauert. Diese sieben Tage werden bis heute als das „Cejna cimaya Şîxadî“ begangen.

Der Ort, an dem Şîxadî ins Jenseits überging, ist Laliş. Das zentrale Heiligtum der Êzîden.

Der Schrein (kurd. „Sindrûk“) Şîxadîs ist dort aufbewahrt, wie auf dem folgenden Bild abgebildet ist.

Dank der zunehmenden Sicherheit können immer mehr Êzîden aus der Diaspora zum Cimaya Şîxadî pilgern. Sie feiern zusammen mit den in Laliş und Umgebung ansässigen Êzîden.

Einige Bräuche

Wie auf dem Bild vom Schrein Şîxadîs zu sehen ist, sind bunte Tücher am Schrein angebracht. Die Pilger binden einen Knoten in ein Tuch und wünschen sich etwas, in der Hoffnung, dass Şîxadî bzw. Tawisî Melek ihren Wunsch erfüllt. Die nachfolgenden Pilger entknoten die Tücher, sodass der Wunsch des vorherigen Pilgers in Erfüllung geht und anschließend binden sie selbst einen Knoten.

Zum Cimaya Şîxadî wird die Bahre, auf der Şîxadî saß, herumgeführt. Die Pilger versuchen, diese Bahre zu berühren, um gesegnet zu werden. Die Bahre wird zur heiligen Quelle „Kanîya sipî“ gebracht und dort gereinigt.

Der älteste Brauch ist die Opferung eines Bullen. Dieser Bulle muss einen weißen Fleck auf der Stirn tragen. Er wird ein Schauspiel inszeniert, wie zunächst einige Pilger versuchen, den Bullen zu stehlen. Die Anwesenden restlichen Pilger halten diese „Diebe“ auf und bringen den Bullen zurück. Danach wird er geschlachtet und mit dem Fleisch wird das „Simat“ (Fleisch des Bullen mit Reis) zubereitet und anschließend unter den Anwesenden verteilt.

Dieser Brauch geht in die Zeit zurück, als die Mithra Anhänger einen Bullen zu Ehren der

Gottheit Mithra in ähnlicher Weise geopfert haben. Die Mithra Anhänger gelten unter anderem als die Vorfahren der Êzîden.

Außerdem findet am Cimaya Şêxadî die „Sema“ statt. Zur „Sema“ versammeln sich die Pilger am Eingang zum Schrein von Şêxadî und beobachten die anstehende Prozession

Die Würdenträger setzen sich an beide Seiten des Einganges zum Schrein. Die religiösen Sänger, die Qewals, sind ebenfalls anwesend. Sie warten auf das Zeichen, damit sie beginnen können, ein bestimmtes Gebet aufzusagen. In diesem Moment bringt der Feqîr (ein religiöser Asket) aus dem Heiligtum eine Öllampe (kurd. „Çeqeltu“) und setzt sie in die Mitte des Hofes. Sie wird angezündet.

Ein weiterer Feqîr begibt sich zum Schrein, um sich die „Tac û hilê“, die Kopfbedeckung und den Baumwollmantel Şîxadîs überzuziehen.

Während der Feqîr den Schrein wieder verlässt, erheben sich alle Anwesenden. Der Feqîr führt einen religiösen Tanz auf. Dabei führt er seine rechte Hand langsam auf die linke Schulter und wechselt ebenfalls langsam die Hand zur linken und führt diese zur rechten Schulter. Dieser Tanz soll die Reinheit des Herzens symbolisieren. Die Würdenträger erheben sich und reihen sich hinter dem führenden Feqîr auf und führen denselben Tanz vor. Die „Sema“ wird als Tanz der Engel bezeichnet, mit Şîxadî, d.h. Tawisî Melek an der Spitze.

Die Musik, die die Qewals spielen, wird schneller und lauter. Während der führende Feqîr, der Tawisî Melek symbolisiert, sich den Qewals nähert, reiht sich eine zweite Reihe dem Zug an. Ebenfalls mit demselben religiösen Tanz und Rhythmus.

Es wird dreimal die Öllampe umkreist, bis der führende Feqîr am Eingang des Schreins stoppt. Die hinterher gehenden Würdenträger bleiben ebenfalls stehen und jeder einzelne küsst die „Tac û hilê“ Şîxadî.

Quellen

Pîr Dîma, „Lalişa Nûranî“, Yêkatêrînbûrg: Basko, 2008.— 216 rr., wêne, ISBN 978-5-91356-048-3

Hayrî Demir, „Êzîdische Feiertage“, http://www.ciwanen-ezidi.de/pdf/Ezidische_Feiertage.pdf, 15.09.2011

Eszter Spär, „Images and Symbols of the Supernatural and Sacred Objects among the Kurdish Yezidis”, http://www.personal.ceu.hu/students/09/Eszter_Spat/index.htm, 15.09.2011

BatinBatin

Art. Nummer Autor Datum 28  Hayrî Demir 26.08.2011 Batin (dt. „Jenseits“, sinngemäß „spirituelle Welt“) bezeichnet